Die technologische Arbeitswelt
Neben den neuen Ansprüchen der Generation Y und den sich verändernden Anforderungen an die Arbeitnehmer, stellt vor allem die Technologie die größte Triebfeder bei der Veränderung unserer Arbeitswelt dar. Wie sehr der technische Fortschritt die Arbeitswelt 4.0 verändern wird, zeigt das beeindruckende Beispiel des neuen Roboters Atlas. Die Maschine, die in kürzester Zeit zu einem Hit in den sozialen Medien wurde, wird dem Mensch immer ähnlicher. Eigenständig vermag er Türen zu öffnen oder Pakete in Regale zu stapeln. Schöpfer dieser Arbeitsdrohne ist die Google-Tochter Boston Dynamics.
In der Zukunft wird die sogenannte Wissensarbeit noch einen weit größeren Stellenwert bekommen als heute. Einen großen Vorteil auf dem Arbeitsmarkt dürften daher die jungen Generationen gegenüber den “Digital Immigrants” genießen. Rein statistisch ist die Generation Y die bisher am besten ausgebildete Generation aller Zeiten. Die Digitalisierung verändert aber nicht nur die Jobs, die wir machen, sie verändert vor allem auch, wie wir in der Arbeitswelt miteinander kommunizieren.
Aus erster Hand erlebt das Dr. Thorsten Hübschen. Er ist bei Microsoft Deutschland für den Geschäftsbereich Office verantwortlich.
Welche Rolle spielen technologische Entwicklungen für die neue Arbeitswelt?
Die technologischen Entwicklungen sind Grundpfeiler der neuen Arbeitswelten. Im Kern zeichnen sie sich dadurch aus, dass sie komplexer, schneller und dynamischer sind – und damit weniger planbar.
Wie hat sich berufliche Kommunikation in der neuen Arbeitswelt verändert?
Die Kommunikation innerhalb von Unternehmen und Großorganisationen hat sich in den letzten 10 bis 15 Jahren grundlegend gewandelt. Mir fallen dabei drei Faktoren auf: schneller, vernetzter und formloser.
Welche Herausforderungen bergen diese Entwicklungen für Unternehmen?
Führungskräfte und Unternehmen müssen vor allem lernen, ihre Mitarbeiter und ihre Kunden ernst zu nehmen und zu respektieren. Sie als erwachsene, leistungsfähige und leistungsbereite Menschen wahrnehmen. In den letzten Jahrzehnten ist eine fatale Misstrauenskultur entstanden – unter dem Deckmantel der Produktivität und der Anforderungen von Globalisierung und Wachstum. Daraus resultiert die Denke, man müsse Mitarbeiter streng kontrollieren und antreiben, um Leistung aus ihnen herauszupressen. Das mag für tayloristisch organisierte, einfache Produktionsverfahren vielleicht noch richtig gewesen sein. Aber bei den heutigen Wissensarbeits-Prozessen ist das grandios falsch. Wir versuchen bei Microsoft Deutschland Kultur und Prozesse so zu gestalten, dass unsere Mitarbeiter so selbstständig wie möglich agieren. Sie wissen selber am besten, wie sie ihre Arbeit jeden Tag effizienter gestalten und was ihre Kunden wirklich brauchen.
Welche neuen Anforderungen gibt es aber auch an die Mitarbeiter?
Was wir von Führungskräften und Organisationstrukturen verlangen, gilt auch für die Mitarbeiter: Sie sollten sich erwachsen verhalten und sich Respekt verdienen. Das Entscheidende: Mitarbeiter sollten über die eigene Leistung und ihren Wertbeitrag für das Unternehmen und seine Kunden ehrlich reflektieren. Und sich immer wieder die Fragen stellen: Stifte ich mit meiner Arbeit Wert? Was brauchen meine Kunden wirklich? Was braucht mein Team wirklich? Dann lässt sich die eigene Leistung kontinuierlich verbessern. Mitarbeiter sollten ihren Arbeitsplatz nicht mehr als Besitzstand oder Errungenschaft betrachten, sondern als einen Ort, an dem sie sich persönlich entwickeln, lernen und möglichst viel leisten können.
Welche Rolle spielt der richtige Führungsstil?
Der Führungsstil und die vermittelten Werte sind einerseits extrem wichtig, werden aber andererseits immer häufiger missverstanden. Aus meiner Sicht sollten Unternehmen einen Rahmen vorgeben, der eine möglichst hohe Diversität von Werten und Stilen seiner Mitarbeiter und Führungskräfte erlaubt.
Welche Rolle spielt Ihre Unternehmenskultur für den Erfolg?
Unser Unternehmen definiert sich sehr stark über die Unternehmenskultur, die wir auch leben. Wir stehen für ein offenes und faires Miteinander auf Augenhöhe, sowie für eine permanente Innovation. Aber egal welchen Führungsstil, welche Werte und welche Unternehmenskultur ein Unternehmen hat, das Wichtige ist, dass es konsistent ist. In der Kommunikation nach innen und außen, aber auch in den Handlungen.
Wie sieht in Zukunft der perfekte Arbeitsplatz aus?
Der Trend geht klar zu flexibleren Lösungen. Und genau das ist es, womit sich Unternehmen wie Design Offices beschäftigen. Sie gestalten die Arbeitswelten von morgen und ermöglichen ihren Kunden damit die nötige Flexibilität, um auch in Zukunft erfolgreich zu sein. Die Räumlichkeiten, die Unternehmen beispielsweise je nach Bedarf bei Design Offices mieten können, ermöglichen es den Unternehmen, schnell auf Veränderungen und Marktsituationen reagieren zu können. Sie verschaffen aber nicht nur zusätzliche Spielräume, die Ausgestaltung ermöglicht auch eine besonders effiziente Arbeitsweise. Ein angenehmes Arbeitsumfeld hat großen Einfluss auf Leistungsfähigkeit und Motivation der Menschen. Auf Basis der neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse wurde die Design Offices Methode mit vier verschiedenen Arbeitsweisen entwickelt. Für jede gibt es spezielle Raumangebote, zwischen denen man auch flexibel hin- und herwechseln kann: Focus, Education, Collaborate und Socializing. Neben hochwertiger Ausstattung und moderner Infrastruktur bekommen die Kunden gleichzeitig ein umfangreiches Serviceangebot bis hin zum Catering. Die Unternehmen können sich so auf ihre Kernkompetenzen konzentrieren. Solche flexiblen Lösungen dürften in Zukunft noch stärker nachgefragt werden.
Die Führungskultur muss nachziehen
Die rasante technologische Entwicklung, flexible Projektarbeit, neue Arbeitsplätze, neue Formen der Kommunikation, die allgegenwärtige Vernetzung sowie auch der immer deutlicher werdende Fußabdruck der jungen Generationen beeinflussen die künftige Arbeitswelt. Insbesondere die Führungskräfte in den Unternehmen müssen sich mit den veränderten Herausforderungen beschäftigen, wenn ihr Unternehmen von der Arbeitswelt 4.0 profitieren soll. Die zunehmende Verbreitung virtueller Teams bedeutet dabei auch gänzlich neue Herausforderungen für die Führung von Personal. Laut einer Untersuchung der Telekom scheitern heute noch etwa 70 Prozent aller virtuellen Teams. Aber woran liegt das? „Virtuelle Teams tendieren heute leider immer noch dazu, die bequemste und damit traditionellste Lösung zu bevorzugen – die E-Mail”, schreibt die Autorin Eva B. Müller dazu in ihrem Buch „Innovative Leadership. Die fünf wichtigsten Führungstechniken der Zukunft.“
Die Digital Natives sind dagegen schon vernetzt aufgewachsen, sie haben es verinnerlicht, dass dank sozialer Netzwerke und Instant Messaging Diensten Kommunikation zu jeder Zeit, an jedem Ort und auch außerhalb fester Strukturen funktioniert. Bis 2025 werden Schätzungen zufolge über 5 Milliarden Menschen mittels Laptop, Smartphone oder Tablet miteinander verbunden sein. Die Geschwindigkeit, mit der neue Informationen generiert werden, wird dadurch exponentiell ansteigen. Klassisches Denken mit starren Kommunikationswegen, Hierarchien sowie Anwesenheits- und Anweisungskulturen müssten daher in einen lebendigen Netzwerkorganismus überführt werden.
Auch wenn der Vorwurf, die Generationen Y und Z seien verwöhnt und hätten keine Loyalität mehr gegenüber ihrem Arbeitgeber, bei näherer Betrachtung kaum belastbar scheint, so müssen sich die Unternehmen heute dennoch mit den neuen Anforderungen an Führungskultur und Personalentwicklung auseinandersetzen, wenn sie für junge hochqualifizierte Arbeitnehmer attraktiv bleiben wollen.
Die erfolgreichen Projektleiter von morgen sind dabei die gut vernetzten Millenials. Führungsverantwortung ist für sie nichts, was für die jungen Generationen unweigerlich mit einer Person verbunden ist. Führungseignung wird mehr an Taten als an Titel geknüpft. In der sich permanent weiterentwickelnden neuen Arbeitswelt 4.0 muss sich eben auch die Chefetage jeden Tag aufs Neue fachlich und inhaltlich beweisen.
Fazit
- Die Ansprüche junger Arbeitnehmer aus den Generationen Y und Z verändern die Spielregeln für Unternehmen und Personalverantwortliche.
- Damit Arbeitnehmer in diesen technologisch geprägten Arbeitswelten erfolgreich sein können, müssen sie ihre technologischen Fähigkeiten mit Eigeninitiative, Kreativität und einer unternehmerischen Grundhaltung kombinieren lernen.
- Aber auch die Markenbotschafter und Unternehmer müssen sich mit neuen Führungskonzepten an die veränderten Umstände anpassen, wenn sie auch in Zukunft wettbewerbsfähig bleiben möchten.