Andere Zeiten, andere Generationen

Was Gen YZ von Babyboomern unterscheidet

Jede Generation hat seine Jugend. Jede Generation durchlebt Pubertät, Trotzphasen und ihren Weg ins Erwachsenenalter. Das haben alle Generationen gemeinsam – egal ob Babyboomer, Generation X oder die jungen Generationen aus Y und Z, die nach 1980 geboren wurden. Die Präferenzen in Freizeitverhalten, Musikgeschmack und Bildungsinteressen unterscheiden sich im Alter 16-20 aber deutlich zwischen 1975, 1995 und 2015. 1975 trafen sich die Gleichaltrigen noch an „sozialen Orten“ zu bestimmten Zeiten, 1995 – zu Beginn der Mobiltelefon-Expansion – telefonierten sich die Jugendlichen der Gen Y zumindest noch zusammen, 2015 heißt es für Gen Z „Smartphone über alles“. Die Jugend-Phasen sind immer noch vergleichbar. Bühne, Equipment aber auch die Menschen mit ihren Bedürfnissen haben sich deutlich gewandelt.

Zudem hat sich auch die kulturelle Zusammensetzung im Zeitverlauf verändert: In vielen deutschen Großstädten liegt der Migrationsstatus heute schon über 40% bei den unter 40-Jährigen. Das hat selbstverständlich unmittelbare Auswirkungen für die Generationenbetrachtung! Nicht nur die Digitalisierung hat Deutschland offener und bunter gemacht, sondern auch die Zuwanderung und deren Kinder und Kindeskinder. Das Sommermärchen 2006 sowie die Zusammensetzung der Fußballnationalmannschaft mit Spielern wie Boateng, Khedira, Gündogan, Sane u.a. sind sichtbarer Ausdruck des Wandels in Deutschland. Und für die veränderte Generationenkultur in Gen YZ.

 

Was die Kindheit der Millennials prägte

Gen Y (1980 bis 1994 Geborene) drängt aktuell in die Führungspositionen der Unternehmen. Diese Generation weist einige Besonderheiten aus ihrer Kindheit auf, die sie als Eigenschaften auch ins Erwachsenenalter übertragen. In einer Phase weiterhin abnehmender Kinderzahlen wurde Gen Y von Kindesbeinen an eine durchgehende Mitbestimmung, Förderung und Anerkennung als sog. „Trophy-Kids“ durch ihre Eltern gewährt. Die Mischung aus ständigem Lob und dem Bewusstsein, dass im Leben nichts geschenkt wird, beflügelte Ehrgeiz und Leistungsstreben dieser Generation. Ausgleich liefern in einer immer schnelllebiger empfundenen Zeit „Spaß-Momente“, die in vollen Zügen genossen werden, und eine Grundhaltung, „nicht alles mitmachen zu müssen“, wenn „es persönlich nichts bringt“ oder nicht zur eigenen Selbstverwirklichung beiträgt. Die vielen Entscheidungsmöglichkeiten machen es aber für die Millennials nicht immer leicht, die „richtige“ Entscheidung zu treffen.

Die Kindheit der Millennials gilt gemeinhin als die friedlichste Phase im Deutschland des 20. Jahrhunderts. Über ihre Babyboomer-Eltern entwickelten sie eine Art Ehrgeiz „weiter voranzukommen“, um auch im Erwachsenenalter Lob, Wertschätzung und Anerkennung wie in ihrer Kindheit zu erhalten: Nicht zu den „Leistungsverlieren“ gehören, sondern deutlich besser als der Durchschnitt sein, treibt sie mehrheitlich an. Die Ypsiloner wollen zu den Erfolgreichen zählen. Und zu den „Guten“– aber nicht um jeden Preis.

Die frühe Integration der Ypsiloner in familiäre Entscheidungsprozesse führte dazu, dass sie auch nach ihrer Kindheit viel Wert auf Transparenz, Vergemeinschaftung und Entscheidungen auf gleicher Augenhöhe legen. Berufsorientierung der Eltern, Digitalisierung und Mobilität förderte bei Gen Y eine grundsätzlich positive Einstellung gegenüber Flexibilität, Offenheit und Dynamik im Leben oder in manchen Lebensabschnitten: „Was heute ist, kann morgen schon wieder anders sein!“ Offenheit und Flexibilität geht über alles in einer sich ständig wandelnden Zeit.

Mit Gen Y wurde aber auch ein gelerntes (schulbuchmäßiges) Einstellungsmuster zum akzeptierten Mainstream. Deutlich ausgeprägter als bei den älteren Geschwistern aus Gen X: Schule, Ausbildung, Karriere. Wer „gut“ ist, fällt nicht negativ auf. Wer positiv auftritt, wird auch positiver erlebt. Schneller, besser, schöner – am besten in allen Lebenslagen. Die Generation „Germany‘s Next Top Model“ möchte nicht nur leistungsstark sein, sondern auch einen „geilen Auftritt“ haben. Um hier sicher zu gehen, hilft ein ständiges Hinterfragen (Generation Why), Feedback einholen, nach besseren Optionen für sich suchen.

Wenn der Beruf nicht das erfüllt, was erwartet wird, dann wird etwas anderes versucht. Wenn sich persönliche Lebensziele beruflich nicht erfolgreich umsetzen lassen, dann gibt es Alternativen. Kein bedingungsloses Festhalten mehr. Eher ein Lebensabschnitt, ein zeitbegrenztes „Projekt“. Ein Abwägen von Optionen, was gut für sie erscheint, zum persönlichen Glück beiträgt: Ich bau mir die Welt, wie sie mir gefällt. Pippi-Langstrumpf-Prinzip. Umdenken in Unternehmen tut deshalb Not!

Das Internet unterstützt ihr Vila-Kunterbunt-Denken. Für Gen YZ ist es Teil des Lebensalltags, Kochbuch, Lexikon, Tagesplaner und Einkaufshilfe. Online-Kauf von Lebensmitteln beginnt sich über Gen Y als Alternative zum stationären Einkaufen zu etablieren. Kommunikation über Social Media-Kanäle geht mitunter einfacher, als sich face-to-face mitzuteilen. Unbegrenzte Möglichkeiten, überall schnell dabei zu sein, sich stets aufs Neue zu vernetzen und sich öffentlich im digitalen Raum mitzuteilen, ist ihr „täglich Brot“. Im Gegensatz zur realen Welt kann widerspruchsfrei ein Abbild des eigenen Ichs aufgezeichnet werden – ohne Ecken, ohne Kanten! So wie sie es wollen: Ich rede gut über mich, damit andere auch gut über mich reden können.

 

Das Gen-Y-Gen: Einzigartig unscheinbar

Gen Y sind nun erwachsen. Ihre Jugend – Alter 10 bis 25 – ist abgeschlossen. Ihre Kindheit war geprägt von Demokratisierung und Mitbestimmung, Auflösung von Hierarchien, fortschreitender Individualisierung und Positivismus, die Kultur des Mitteilens und Teilens (Sharing), Flexibilität und Fleiß, sowie die Suche nach Sinnhaftigkeit und Wertschätzung.

Prinzipiell will Gen Y ihren gesellschaftlichen Beitrag leisten, einen „Stempel“ hinterlassen, aber ohne Pauken und Trompeten. Ihre Revolution verlief bislang gesellschaftlich leise, im Internet als Generation Facebook, über eine gelebte Erlebniskultur, eher unauffällig und miteinander als „gegeneinander“. Das Sommermärchen 2006 und die neue Public Viewing-„Volkskultur“ prägte ein neues Deutschlandbild über die Grenzen Deutschlands hinaus: Der „Deutsche“ wurde (erstmals!) locker, weltoffen und positiv erlebt. Und das vor allem durch Gen Y!

Wie lässt sich die Handschrift von Gen Y bislang umschreiben?

  1. Ypsiloner wollen sich immer selbstverwirklichen und das später mit anderen teilen: Die Sinnhaftigkeit eines „Projekts“ – privat wie auch im Beruf – ist für sie absolute Notwendigkeit.
  2. Sharing- und Erlebniskultur prägen sie mehr als Belehrung und formale Vorgaben: Gemeinsam lässt sich mehr Spaß erleben, „im Team“ treffen sich angenehmere Entscheidungen.
  3. Bei allem Handeln agiert Gen YZ stark ich-bezogen. Die zwei zentralen Fragen der Ypsiloner in ihren (zeitbegrenzten) Projekten sind stets: „Why?“ (Sinnhaftigkeit) und „What’s in for me?“ (Egotaktik)